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Sitter-Liver, Beat. 1999. 'Würde der Kreatur': Eine Metapher als Ausdruck erkannter Verpflichtung. Studies in Greek Linguistics (Μελέτες για την ελληνική γλώσσα) 106 (2) : 465–478. 14 pp.

Abstract

Der Autor beginnt seine Ausführungen mit einer sprachlichen Reflexion. Er knüpft an das Bildhafte im Wort an und bietet damit seine Hilfe an, den traditionell mit dem Menschen verbundenen Begriff aus dieser engen Bindung zu lösen.Wann immer eine Verschärfung der Tierschutzvorschriften zur Diskussion steht, fühlen sich tiernutzende Berufsgruppen bedroht. Das ist insofern verständlich, als bisher unreglementierte Nutzungsformen eingeschränkt oder an zeit- und kostenverursachende Auflagen geknüpft werden, die den Wettbewerb mit „Tierschutz-Billigländern“ erschweren. Sitter-Liver stellt jedenfalls fest (468): „Wir treffen auf eine sich zusehends verstärkende Mehrheit, der es darum geht, die neuen Grenzen möglichst weit zu stecken und durchlässig zu halten. Unterschiedliche Motivationen fließen in dieser Gruppe zusammen: wirtschaftliche, biomedizinische und klinische, aber auch philosophisch-humanistische und – kritische. Den Widerpart spielt eine zweite Gruppe, die das neuzeitliche Paradigma von Anthropozentrik und durchgängiger Naturbeherrschung verabschieden möchte. Ausgehend von einer neuen Sicht der Beziehungen zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Wesen der Natur treten jene, die ihr angehören, ein für Eigenwerte auch nichtmenschlicher natürlicher Wesen, entsprechend für unsere Pflicht zu Achtung und Fürsorge gegenüber diesen. Ihre Intuition möchten sie im Begriff der Würde der Kreatur aufgehoben und zu rechtsverbindlichen Vorschriften, die über den Bereich bloß moralisch verpflichtender Regeln hinausreichen, ausgeformt wissen.“ Ob angesichts dieser Kontroverse eine philosophische Diskussion weiterhelfen kann, erscheint mir fraglich: Drei vomAutor genannte Beispiele: Ausbeutung der Nutztiere, Patentierung von Lebewesen und das Klonen von Säugetieren (476-477) lassen jedenfalls keine Hoffnung. Trotzdem vermeidet er, seine Resignation deutlicher zu zeigen, sondern hält es (478) für „sinnvoll, am Wettkampf zwischen einer sklerotischen und einer lebensbejahenden Kultur auch mit dem Mittel der argumentierenden Rede von der Würde der Kreatur, verstanden als verpflichtende Metapher, teilzunehmen. Kein Mißgriff, sondern ein hilfreiches Mittel im Einsatz für artübergreifende, ja umfassende Humanität gibt das Konzept der Kreaturenwürde an die Hand – ein Konzept, mit dessen Entwurf und Umsetzung die Menschen die für sie spezifische Würde aktualisieren und bewähren“. (Gotthard M. Teutsch)