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Bösch, Nicole. 2006. Sprache schafft Wirklichkeiten - Metaphernreflexion in der umweltwissenschaftlichen Bildung. Revista Brasileira de Educação . URL

Abstract

Metaphern erfüllen in der Wissenschaft unterschiedliche Funktionen. Neben einer "argumentativen Gebrauchsfunktion" (Detten 2001, 62) in wissenschaftlichen Texten hat die Verwendung von Metaphern auch einen durchaus kreativen Aspekt. Durch den Übertragungsprozess machen es Metaphern möglich, neue Phänomene mit Hilfe bekannter Begriffe zu beschreiben (vgl. Kieser 2000, 167) bzw. bekannte Gegenstände aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen und dadurch zu neuen Einsichten zu gelangen. Metaphern erfüllen somit eine Innovationsfunktion (vgl. Schildknecht 1996, 46) und fungieren als Hilfsmittel zu neuen Erkenntnissen (vgl. Kurz, Pelster 1976, 73). In Bezug auf wissenschaftliche Theorien haben sie darüber hinaus eine konstitutive Funktion, da Theorien und wissenschaftliche Erklärung häufig auf Metaphern bzw. metaphorischen Prozessen beruhen (vgl. Debatin 1990 und 1996). Metaphern dienen der Abstraktion und sind wichtiger Bestandteil der Theorienbildung "because they operate at a high level of generality, reveal the generic properties of a variety of phenomena and can thus be used to explain phenomena across widely different domains" (Tsoukas 1993, 338). Debatin (1996, 89 f.) vertritt von daher die Ansicht: "Wissenschaftstheorie muß deshalb immer auch Metapherntheorie sein, die die Möglichkeiten und Grenzen der Metapher in der Wissenschaft zu untersuchen hat". Schließlich erfüllen Metaphern eine pädagogisch-didaktische Funktion in der Wissensvermittlung. Metaphern lassen einen Gegenstand im Lichte eines anderen erscheinen und ermöglichen es, etwas Unbekanntes mit Hilfe von etwas Bekanntem zu präsentieren und somit mehr Anschaulichkeit zu verleihen. Auf diese Weisen können komplexe und wissenschaftliche Sachverhalte vereinfacht dargestellt und kognitiv erfasst werden (vgl. Jakob 1991, 55; Klamer, Leonard 1994, 31 f.; Cortazzi, Jin 1999, 149). Für Ortony (1975, 51) sind Metaphern "necessary and not just nice" und fungieren als kraftvolle erzieherische Hilfsmittel, denn sie tragen in einem hohen Maße zur Vermittlung und Aneignung von Wissen bei und sind essenziell für das Lernen (vgl. Petrie, Oshlag 1993). (Nicole Bösch)