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Buchholz, Michael B. 1998. Die Metapher im psychoanalytischen Dialog. Western Journal of Communication 52 (6) : 545–557. 13 pp.
Publication type
Article in journal
Publication language
German

Abstract

Buchholz leitet seinen Aufsatz mit einer Defizitanzeige ein: "Was wir nicht kennen - der therapeutische Dialog" (S.545 Seitenangeaben ohne Quelle beziehen sich auf den o.g.. Text). Was während psychoanalytischer Sitzungen wie geschieht, wüßten wir - trotz intensiver wissenschaftlicher Bemühungen - immer noch nicht. Dabei lenkt er unsere Aufmerksamkeit auf die fragwürdige Gleichsetzung von professionellem Handeln und Wissenschaft. Letztere befragt die Phänomene auf ihren Allgemeinheitscharakter und ihre kausal-regelhafte Verknüpfung hin, während es unsere Profession mit individuellen, einzigartigen und instabilen Problemlagen zu tun hat. Selbst H.H.Strupp, ein "Großmeister empirischer Psychotherapieforschung", stellte 1996 fest: "Es scheint, als gäbe es etwas Einzigartiges in einer jeden Patient-Therapeut-Dyade, was über all jene Patienten- und Therapeutenvariablen hinausgeht, die in den letzten Jahrzehnten überwiegend untersucht wurden" So seien nicht nur Einzelfalluntersuchungen notwendig, es bedürfe auch theoretischer Anstrengungen, um eine allgemeine Theorie zu entwerfen, die dennoch den variablen Einzelfällen gerecht würde. In diesem Zusammenhang wird die Metapher bedeutsam. Im Gegensatz zur naturwissenschaftlich orientierten Forschung, in der die Objekte eindeutig (operational) bestimmt sind, haben wir zu akzeptieren, "daß wir über keine externen und definierten Untersuchungsobjekte verfügen" (Tuckett 1993, zit.546). Wenn wir über ‘klinische Fakten’ sprechen, geraten wir umgehend in Dispute über Theorien, die sich hinter den vermeintlichen ‘facts’ verbergen. "... was wir üblicherweise haben, ist so etwas wie ein Set von Kleinianischen Fakten, Winnicottschen Fakten, Kohutschen Fakten (...) und so weiter" (Cooper 1996, zit.ebd.) Traditionell wäre mit dieser Aussage die Unwissenschaftlichkeit der Psychoanalyse bewiesen, doch setzt sich langsam die Erkenntnis durch, daß es keine strikte Trennung von Theorie und Fakten gibt. Wissenschaftsgeschichtlich gibt es aber einen erheblichen time-lag zwischen den Erkenntnissen der Wissenschaftstheorie und dem Selbstverständnis der Einzelwissenschaften. (Rudolf Süsske)