Das Ende deutscher Romanübersetzungen aus zweiter Hand
WilhelmGraeber
Universität Göttingen
Zusammenfassung
In eighteenth-century Germany, many English works were translated not from the original texts, but from French versions. As far as narrative literature is concerned, the period of "second-hand translation" extends from 1720 to 1765, while in other literary genres it continues to the end of the century. This partial rejection of French role as mediators may be attributed to the developing German target literature as well as to developments within French literature itself The reception of Henry Fielding's last novel Amelia reveals the fading prestige of French translations and novels in their mother country, which will induce German translators to dissociate themselves from their intermediaries.
Die Literaturgeschichtsschreibung behandelt die Übersetzung im allgemeinen nicht als eine literarische Rezeptionsform. Wenn Literarhistoriker überhaupt von Übersetzungen sprechen, dann geschieht das zumeist in der Absicht aufzuzeigen, inwieweit sie qualitativ hinter den Originalen zurückstehen. [ p. 216 ]Nur einigen prominenten Ausnahmen (wie Schlegel-Tiecks Shakespeare oder Baudelaires Poe) wird eine sprach- oder gattungsfördernde Wirkung zugestanden; sonst aber versagt man den Übersetzungen sogar die Anerkennung ihrer historischen Bedeutung, die Aufnahme eines fremdsprachigen Werks oder Autors überhaupt zu ermöglichen. Inzwischen befaßt sich die Übersetzungsforschung mit den unterschiedlichen Funktionen, die Übersetzungen in literarhistorischen Entwicklungen ausüben können. Sieht man die Übersetzung als Rezeptionsform an, so erscheinen Unterschiede zum Original nicht zwangsläufig als Mängel oder gar Eehler, sondern stellen sich häufig als "produktive Abweichungen" dar.
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