Eine Sensation am Hof des Dogen von Venedig
Die Löwengeburt von 1316 im Spiegel lateinischer Gedichte
Anlässlich einer Löwendrillingsgeburt am Hof des Dogen von Venedig, Giovanni Soranzo, im Jahr 1316 entsteht eine Reihe von lateinischen Gedichten. Sie sind grösstenteils vom Dogen in Auftrag gegeben worden, da dieser die erstmalige Geburt von Löwen in Gefangenschaft als glückliches Omen für Venedig ansieht. Auf Drängen des venezianischen Magister Giovanni und des Kanzlers des Dogen beteiligt sich auch der paduanische poeta laureatus Albertino Mussato an der Dichtung über das besondere Ereignis. Er verfasst seine Gedichte – in Form eines Dialogs mit Urania, der Muse der Astronomie – jedoch eher widerwillig und verweigert dem Dogen die gewünschte enthusiastische Ausdeutung der Löwengeburt. Zwischen Mussato und Tanto, dem venezianischen Kanzler, entwickelt sich daraufhin eine poetische Korrespondenz, in der es allerdings schon bald nicht mehr um die Löwen, sondern nur noch um prosodische Fragen geht.